Leverkusener Obstweg

Der Leverkusener Obstweg vermittelt eine Impression der Landschaft und des Lebens der Menschen vor rund 150 Jahren, in der viele von der Landwirtschaft lebten. Da der Ertrag aus den kleinen Betrieben oft nicht reichte, arbeiteten sie häufig als Tagelöhner in den aufkommenden Industriemanufakturen, zum Beispiel der Schraubenfabrik Tillmanns. Zur Linderung ihrer Not versuchten die Landräte damals den Obstanbau zu etablieren – als Alternative zur mühsamen Ackerwirtschaft. Diesem Bemühen verdanken wir eine reiche Obstanbaukultur in der Region und den Obstbaumweg, der im Jahre 2009 angelegt wurde.

Die Tour startet am Naturgut Ophoven, das eines der ältesten Gebäude auf Leverkusener Stadtgebiet ist, dem mittelalterlichen Rittersitz Wiembach aus dem 13. Jahrhundert. Die Ritter hatten eine herausgehobene Stelle als Droste, das war so etwas ähnliches wie ein „Innenminister“ bei den Grafen von Berg. Die Reste der unter Denkmalschutz stehenden Wasserburganlage des Rittersitzes wurden in das Hofgebäude integriert. Das mittelalterliche Burggebäude und das ehemalige Pächterhaus sind heute Teil des Naturguts Opladen.

Das zunächst von Naturschützern aufgebaute Natur- und Schulbiologiezentrum gibt es seit 1983. Besonders attraktiv ist für Kinder die naturhistorische Erlebniswelt, die viel Raum zum Spielen und Erkunden bietet. Wir verlassen das Gelände des Naturguts und wandern geradeaus am Hallen- und Freibad Wiembachtal vorbei. Das Frei- und Luftbad war vor rund 100 Jahren eine Grundstücksschenkung des Opladener Türkischrotfabrikanten Max Römer, der der Wanderbewegung im ersten Quartal des 20 Jahrhunderts sehr zugetan war. Nachdem wir eine Schranke passiert haben, folgen wir geradeaus im Tal circa einen Kilometer dem Emblem (weißer Apfel auf schwarzem Grund) des Obstwanderwegs.

Nach dem Zusammenfluss von Ölbach und Wiembach laufen wir rechts über eine Brücke. Hinter dem Zaun befand sich von 1859 bis 1930 die Schraubenfabrik, die mittels eines oberschlächtigen Wasserrads zunächst Holz- und später Eisenschrauben produzierte. Mit diesen Schrauben wurden Eisenbahnschwellen befestigt. Ab 1870 wurde auf Dampfkraft umgestellt. Um 1900 arbeiteten hier in „Neukronenberg“ – Kronenberg ist ein Wuppertaler Stadtteil aus dem die protestantischen Fabrikanten kamen – bis zu 500 Menschen. Weitere Arbeitsplätze wurden durch zugeordnete Heimarbeiten geschaffen.

Mit einem Lastenaufzug wurden die hergestellten Waren zur Eisenbahnlinie Richtung Lennep, dem heutigen Fahrradweg Balkantrasse transportiert. Die stillgelegte Fabrik brannte in den 1980er-Jahren ab. Das sumpfige Gelände ist eingezäunt und nicht zugänglich.
Der Weg führt rechts am Wiembach entlang bis zur Neukronenberger Straße. Hier standen rechts verschiedene Villen der Familie Tillmanns. Vor dem Haus 41 steht ein Denkmal mit Informationen zur Schraubenfabrik.

Das Gebäude 41 liegt inmitten eines Landschaftsparks im Stile der Romantik. Die zweigeschossige Villa mit künstlerisch gestalteter Treppenanlage (Säulenpergola) wurde im Jahr 2000 von dem Fußballtrainer Rudi Völler erworben. Sie brannte 2001 während der Renovierungsarbeiten ab und wurde später von Völler verkauft. Das zum Ende des 19. Jahrhundert errichtete Haus Nr. 47 wurde 1967 unter Denkmalschutz gestellt und aufwendig saniert. Ein paar Meter weiter biegt links im Ortsteil Biesenbach die Biesenbachstraße ab, die wir nun den Berg hinauf laufen. Einige Fachwerkhäuser sind Indizien der einfachen Lebensformen der Lohnarbeiter vor 150 Jahren. Am Ende des Weges nehmen wir den kleinen Flussweg Richtung Claashäuschen durch die Streuobstwiesen.

Attraktion alte Obstwiesen

Blütenpracht im Frühling, Apfelsaft im Herbst. Eine richtig schöne Streuobstwiese ist ein selten gewordenes und schützenswertes Stück Natur. Am stärksten war der Streuobstbau in Deutschland zwischen 1930 und 1955 verbreitet. Waren es in dieser Zeit rund 1,5 Millionen Hektar allein in Deutschland, ist der Bestand an Obstbäumen inzwischen um fast drei Viertel zurückgegangen.

Zwischen 3000-5000 verschiedene Tierarten leben auf einer Streuobstwiese. Ein hochstämmiger Obstbaum bietet auf mehreren Stockwerken Lebensraum für viele seltene Vögel, Kleinsäuger und Insekten. Spitz- und Feldmaus leben an seiner Wurzel. Der Baumläufer sucht an dem hohen Stamm nach Nahrung, die seltenen Holzkäfer und -wespen bohren ihre kleinen Bruthöhlen. Der Specht hämmert sich eine Niststätte, die später zur Wohnung für Fledermäuse wird. In Leverkusen findet man z.B. unsere kleinste Eule, den Steinkauz, fast nur noch auf alten Obstwiesen, deshalb sind auch für ihn hier Nisthilfen angebracht.

An den Hanglagen Opladens befinden sich zahlreiche Obstwiesen und neu angepflanzte Bäume mit Erklärungen zu den Obstsorten. Landrat Hauer hat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Abhilfe der sozialen Notlage der Menschen empfohlen, Obst anzubauen beziehungsweise Obstbäume zu züchten, da sich die niederschlagsreichen, aber auch sonnenbeschienenen bergischen Hanglagen sehr gut dazu eigneten. Im wasserreichen Tal wurden vor allem Zwetschen gepflanzt, Äpfel wuchsen in den Hanglagen und Kirschen auf den eher trocknen Hügelplateaus.

Der Verkauf von Obst war auf den Märkten von Köln möglich. In der Züchtung von Obstbäumen sah man einen weiteren lukrativen Erwerb mit Landwirtschaftsprodukten. Am Restaurant Zum Claashäuschen kann die Tour abgekürzt werden, indem Sie links die Straße den Berg hinabgehen. Danach gelangt man wieder ins Ölbachtal und folgt dem Spazierweg bis zur Neukronenberger Straße. Über den Fußweg links gelangt man dann wieder zum Hinweg.

Wir folgen nun der langen Variante des Obstbaumwegs. Am Claashäuschen nehmen Sie den Weg gegenüber entlang der Reitschule Ötting. Hübsch ist auf diesem Wegabschnitt nach circa 800 Metern auf dem Bergplateau der weite Blick zurück Richtung Köln und Leverkusen.
Etwa 1,5 Kilometer nach dem Claashäuschen biegt der Obstweg vom Hochplateau links ins Atzlenbachtal ab. Dieser Weg wurde von Arbeitern aus Lützenkirchen, die in der Schraubenfabrik arbeiteten oder von Seidenwebern, die ihre Ware in Opladen ablieferten, benutzt. In Atzlenbach kommen wir links an alten Arbeitersiedlungen und kleinen Höfen vorbei. Bereits um 1500 wird das Rittergut Atzellenberg erstmalig in der Steuerrolle der Herzöge von Berg erwähnt. Der Weg biegt nach links in Richtung Grunder Wiesen und Hof ab.

Wir gehen an einem Pferdehof vorbei und können im Wald die alten Gebäude der Grunder Mühle sehen, die heute eine Schnapsbrennerei beherbergen. Die Mühle wurde 1799 gegründet. Auf Anfrage sind Besichtigungen der Brennerei möglich. Der Weg führt weiter durch das Ölbachtal, verläuft nun parallel der Balkantrasse und führt wieder auf die Neukronenburger Straße. Wir biegen rechts am Wiembach ab und kommen wieder zum Schwimmbad und dem Naturgut Ophoven.